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Ein persönliches Trauma – mit Augenzwinkern

Gewidmet meinen Musiker:innen-Klient:innen

„Du singst falsch, mach einfach bei der Schulaufführung nur den Mund auf und zu.“
„Du bist total unmusikalisch.“
„Wir schreiben die Rolle im Nestroystück für dich um, damit sie ohne das Couplet auskommt, dann musst du nicht singen.“

Ein kleiner Auszug aus dem, was ich als Kind und Jugendliche gehört habe, wenn es um meine Begabung für das Singen ging … Ich wollte aber so gerne singen!

Ein typisches Beispiel für sogenannte „Glaubenssätze“, die mich sehr lange begleitet haben. Ich hatte überhaupt keine Zweifel an der Meinung von Eltern und Lehrer:innen, wie auch?

Später – allein zu Hause mit meiner kleinen Tochter – habe ich mit großem Spaß alle Kinderlieder mit ihr geträllert und es war einfach nur lustig und schön, drauflos zu singen … und das Beste daran: sie hat keinen musikalischen Schaden davongetragen, mit mir unmusikalischer Mutter zu singen. Ganz im Gegenteil, sie ist sehr musikalisch und singt sehr gerne und ganz toll! Könnte vielleicht auch ein kleines bisschen an den Genen vom Papa liegen … ;)

Eine Zeitlang hatte ich einen etwas weiteren Weg zur Arbeit und im Auto bot sich mir eine neue Chance, allein und unbeschwert zu Liedern im Radio mitzusingen und es war wieder eine große Freude für mich!

Dann wurde ich durch einen Zufall aufmerksam auf den „1. Wiener ‚Ich kann nicht singen‘ Chor“, inzwischen war ich auch in einem Alter, in dem mir schon recht egal war, was andere über mich denken könnten. Ich habe mich angemeldet und war bei der nächsten Probe schon dabei!
Herrlich! Das Singen dort hat mich richtig glücklich gemacht, ein Genuss und ein Stück Lebensfreude!!
Bei unserem Auftritt am Wiener Christkindlmarkt hatte ich sogar den Mut, in der ersten Reihe zu stehen …

So, und warum schreibe ich dazu einen Blogbeitrag?

Zwei Gründe:

1. Die Idee dazu kam mir bei einigen Gedanken von Thomas Hübl (thomashuebl.com):

„Unser Körper ist wie ein Musikinstrument:
Wenn in unserem Körper Stagnation, Spannung und Trauma herrschen, neigen wir dazu, uns fragmentiert zu fühlen. Es gibt verschiedene Teile, die nicht wirklich gut zusammenarbeiten. Der Informationsfluss im Körper ist beeinträchtigt und reduziert.
Und das führt natürlich zu Symptomen. Dann fühlen wir uns angespannt, müde und schwer, was bedeutet, dass wir uns in bestimmten Bereichen nicht spüren oder uns übermäßig gestresst und aktiviert fühlen.
Je mehr Kohärenz wir herstellen, desto mehr werden wir wie ein Musikinstrument, das gestimmt ist. Und dieses Gestimmtsein macht es mir leichter, dich zu spüren. Es macht es mir leichter, die Gruppe zu spüren, zu der ich spreche. Und warum ist das so? Weil das Instrument ganz natürlich in Resonanz geht und mitschwingt.“

2. Und dann ist mir wieder bewusst geworden, dass ich vor einiger Zeit bemerkt hatte, dass auffallend viele meiner Klient:innen einen professionellen Musik-Background haben. Sänger:innen von Swing bis Oper, Pianist:innen, Orchestermusiker:innen, Komponist:innen, Professor:innen an der Musikhochschule und viele mehr.

Als mir das aufgefallen ist, habe ich es einer der Musiker:innen erzählt und ihre spontane Antwort war:

„Anscheinend will die Musik zu Ihnen!“

Das hat mich sehr berührt, weil ich mir gedacht habe, wie schön! Und ein weiterer Gedanke war, dass ich wohl zuerst die Tür öffnen musste, damit die Musik kommen konnte!

In anderen Worten, durch das Erkennen und Auflösen der nicht hilfreichen Glaubenssätze konnten mein Körper und meine Seele wieder so in Resonanz mit der Musik gehen, dass sie sich willkommen fühlt und jetzt zu mir kommen kann.

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